Kaji,
du stellst dich ja seit geraumer Zeit als „Brückenbauer“ dar. Also derjenige,
der seit Jahrzehnten versucht die Schwertsammler/Schleifer/Dengler und die
sprichwörtlichen Koryûheinis in eine glorreiche gemeinsame Zukunft zu führen.
Wieso
eigentlich? Hat dich irgendwann jemand darum gebeten?
Ich
sehe beim besten Willen den Sinn darin nicht weil beide Seiten viel zu
verschieden sind um auch nur auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
Auf
der einen Seite haben wir die Schulen des Bujutsu, welche sich ja in den
letzten 10 – 15 Jahren auch im deutschsprachigen Raum verbreiten. Allerdings
ist das kein monolithischer Block sondern extrem heterogen: Da gibt es Schulen,
welche die Öffentlichkeit scheuen, wie der Teufel das Weihwasser. Wieder andere
sind von der Struktur her eher aufgestellt wie Gendai Budô. Dann gibt es die,
die seltsam elitäre Auswahlkriterien für neue Schüler haben. Wiederum andere
pflegen enge Verbindungen zueinander.
Dasselbe
bei den Curricula: Es gibt etliche Jûjutsu-Ryûha, welche z.B. kaum was mit
Schwerter am Hut haben. Andere besitzen keinen Iai/Battô-Teil und beschränken
sich auf das Training mit Bokutô. Und gewisse Schulen sind der Meinung, dass
nur das möglichst frühe Üben mit Shinken zielführend ist. Wiederum andere sehen
das nicht so eng, und halten das Training mit Iaidô für ausreichend.
Und
so könnte ich noch lange fortfahren.
Dann
die andere Seite: Ich war nie der grosse Sammler, hatte aber sowohl in Europa
wie auch in Japan enge Kontakte in dieser Szene. Wieviele davon haben sich je ernsthaft für Kampfkunst interessiert, welche direkten Bezug zu ihrer
Sammelpassion hatte? Genau.... es bewegt sich so im unteren Promille-Bereich.
Am ehesten sehe ich noch ein gewisses (berufliche) Interesse bei den
Schwertschmieden, schliesslich können Leute in der Schwertkampfkunstszene
zukünftige Kunden sein. Dasselbe gilt für Koshirae-Macher. Aber Achtung: Das
beschränkt sich meist auf reine merkantile Gesichtspunkte.
Nochmal:
Die Schnittmenge von ernsthaften Nihontô-Sammlern/Handwerkern und Leuten, welche in klassischen japanischen KK verwurzelt sind,
ist extremst klein und kaum der Rede wert.
Zurück
zur Ausgangssituation. Wie soll sich so eine Brücke gestalten? Und was soll das
Ziel dabei sein (abgesehen von kaufmännischen Gesichtspunkten)?
Es
wird immer einen übergrossen Anteil an Koryû-Leuten geben, welche zwar mit
Schwertern umgehen wollen aber sich wohl nie extrem tief mit allen Feinheiten von Bijutsu Tôken
befassen werden. Grundsätzlich reicht es, wenn die Leute rudimentäre Kenntnisse
zu Pflege und Herstellung von jap. Klingen erhalten (sofern sie überhaupt mit
echten Schwertern trainieren).
Ebenso
wird es immer einen übergrossen Anteil aus der Sammler- und Restaurationsecke
geben, die rein gar nichts damit anfangen können, dass es gewisse Leute überhaupt
wagen, mit solchen Schmuckstücken ins Training zu gehen. Für sie haben japanische Schwerter vor einem auf dem betuchten Tisch zu liegen und angefasst werden sie
nur mit Baumwollhandschuhen. Dabei natürlich die richtige Lampe nicht
vergessen, das wichtigste Utensil sowieso.
Also Kaji, spar dir die Brückenbauer-Mühen welche dich ja eh nur an den Rand der Verzweiflung bringen und konzentriere dich einfach auf das, was du gut kannst.
Deal?